Rico Apitz

19. Nov 2019

Anti-Kossler-Demo: Manipuliertes Video ist kein Beweis

Für den 21. November hat die „Antifaschistische Vernetzung Lichtenberg“ eine halbe Stunde vor der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zu einer „Kundgebung für den Ausschluss des AfD-Verordneten Michael Kossler aus der BVV Lichtenberg“ aufgerufen. Die FDP Lichtenberg wird sich daran nicht beteiligen.Manupuliertes Video darf Gewalt nicht eskalieren lassen

Anlass für die Forderung ist ein Vorfall am 23. September 2019 bei einem Bürgerdialog der AfD im Rathaus Lichtenberg. Der AfD-Bezirksverordnete Kossler habe einem Gast so stark ins Gesicht geschlagen, dass dem Mann ein Stück Zahn herausgebrochen sei. Als Beweis wurde dem Tagesspiegel ein Video zugespielt.

Dieses Video ist aus zwei Quellen zusammengeschnitten und sehr stark bearbeitet worden. Der Kontakt der Hand von Kossler mit dem Kopf ist nicht zu sehen. Bei einer Aufnahme passiert das außerhalb des Bildes. Bei der zweiten Aufnahme schiebt sich plötzlich ein Schatten vor die Bildecke – exakt im Moment des „Treffers“ verdeckt der Schatten den Bereich des Geschehens. Der Original-Ton fehlt die meiste Zeit. Stattdessen werden die Bilder von Musik untermalt. Aber in dem Moment des „Treffers“ ertönt für beide Aufnahmen dasselbe kräftige Schlaggeräusch – trotz unterschiedlicher Abstände vom Geschehen.

Collage von Bildern aus dem Tagesspiegel-Video, die zeigt, wie exakt der Moment des Schlages verdeckt wird

Bilder aus dem manipulierten Video, das dem Tagesspiegel zugespielt wurde, Quelle: https://video.tagesspiegel.de/bei-burgerdialog-im-rathaus-afd-politiker-schlagt-mann-ins-gesicht.html

Auch wenn man sieht, dass Kossler eine unbeherrschte Schlagbewegung in Richtung des Kopfes macht, ist das Video zu stark manipuliert, um als Beweis gelten zu können, dass es einen starken Schlag gegeben hat. Im Gegenteil: Das Verdecken von Details und das Einspielen eines Schlaggeräusches wecken den Verdacht, dass es gar keinen kräftigen Schlag gegeben hat, bei dem ein Stück vom Zahn hätte herausbrechen können. Dass keine Anzeige erstattet wurde, könnte auch daran liegen, dass Ermittlungen zu dem Ergebnis führen würden, dass die Vorwürfe haltlos sind. Stattdessen wird mit einem manipulierten Video Stimmung gemacht.

Die FDP Lichtenberg fordert Michael Kossler auf, sich für seine Entgleisung zu entschuldigen. Auch solche Tätlichkeiten – ob mit oder ohne Kontakt – haben im politischen Diskurs nichts verloren.

Der stellvertretene Bezirksvorsitzende der FDP Lichtenberg, Rico Apitz, kommentiert: „Bei Veranstaltungen gegen Gewalt und gegen Rechtsextremismus – auch gegen rechtsextreme und diskriminierende Anträge, Aussagen und Handlungen der AfD – wird die FDP Lichtenberg auch zukünftig an der Seite der anderen Demokraten klar Position beziehen. An einer Eskalation der politischen Auseinandersetzung aufgrund unbewiesener Behauptungen werden wir uns nicht beteiligen.“

Swen Schlichting, Mitglied der FDP Lichtenberg, ergänzt: „Gewalt hat im politischen Diskurs keinen Platz. Die Parteien der Mitte müssen mehr zusammenarbeiten und deeskalieren.“

Empfohlene Artikel

70 Jahre Volksaufstand am 17. Juni

70 Jahre Volksaufstand am 17. Juni

Vor 70 Jahren, am 17. Juni 1953, erhob sich das Volk der DDR gegen die staatliche Planwirtschaft und den Sozialismus. Der Volksaufstand war ein Protest gegen Unterdrückung und Freiheitseinschränkungen. Der blutigen Niederschlagung zum Trotz mahnt der 17. Juni, dass...

Neue Geschäftsstelle und Höchstmarke der Mitgliederzahl

Neue Geschäftsstelle und Höchstmarke der Mitgliederzahl

Die FDP Lichtenberg hat am 30. Mai feierlich ihre Geschäftsstelle in Friedrichsfelde eröffnet. Im ehemaligen Euronics-Laden im Haus Alt-Friedrichsfelde 89 befinden sich nun das Bürgerbüro des Mitglieds des Abgeordnetenhauses, Christian Wolf, und Räume, die vom...